Tanzstunden mitternachts

100 Gedichte von Steve Sabor mit 100 analogen Fotografien von Thomas Richert
Pappband mit Schutzumschlag
216 Seiten, 30,5 x 21,7 cm

Auflage
80 nummerierte und signierte Exemplare

Bezug
Der Fabrik Verlag, 2017
ISBN 978-3-9818069-3-9
60,00 Euro

Leseproben:

Neue Leichtigkeit

Was bleibt
nach der Erkenntnis
Du auch du wirst
die Welt nicht retten
noch nicht mal dich selbst

Unbehagen ein Loch viele Fragen
Wohin mit deinem Wissen
der übrigen Energie dem schlechten Gewissen
Wozu dann noch existieren
Ist war wirklich alles falsch

Gemach gemach es muss ja
wird ja weiter gehen und deshalb
such ich ab sofort Trost
wo er bis jetzt verboten
bin wieder so naiv Optimist zu sein

Lass die Verhältnisse
wie sie sind Fordere Reaktion
Gerechtigkeit nicht mehr Selbst wenn
sie überfällig Verlier die Neigung
das Schlimmste zu erwarten

Leg die Messlatte endlich tiefer
schnall den Gürtel wieder weiter
schnippe mit den Fingern
in einem Rhythmus der
nur mir bekannt

Muss nicht mehr das Neue machen
nicht mehr was gefällt
nur das Wahre noch
und lach dabei
Die hohe Kunst des Betrugs

Betrink mich täglich
an der eigenen Großartigkeit
Und da da nicht viel nein nichts
großartig ist eben daran
wie großartig ich wäre wenn …

Kultiviere den Humor Der hilft
Fünfe können gelegentlich gerne gerade sein
Genieße was es noch so zu genießen gibt
Und tanzen tanzen werd ich lernen
bei einer Dame vom Ballett

Wann denn endlich Wann

Seit du dreißig bist ungefähr
seit mehr als zwanzig Jahren also
wartest du auf den einen
Impuls auf den einen
Tag der alles ändert
Zum Guten Besser noch zum Besseren

Ein Erdbeben Blitzschlag Menetekel
einen Fingerzeig Gottes
die Erleuchtung
den magischen Regenbogen
eine neue Liebe
die Ankunft eines Kindes

Es gab sie die Momente
die vieles geändert
nur eines nicht DICH
Es lohnt das Warten noch glaubtest du
Was passieren muss passiert
wenn es so weit ist

Doch langsam solltest du
der Erkenntnis Raum geben Nichts
wird geschehen Außer dass die Lichter
langsam ausgehen Nichts
wenn du es nicht
erzwingst

Du musst doch …

… die Nachbarn grüßen
den Garten gießen

Briefe vor dem Wegwerfen öffnen
E-Mails vor dem Löschen lesen

die Féte de la Musique besuchen
den neuesten Trends schnell folgen

fair gegenüber denen sein
die es eh schon schwer getroffen

dem Herrgott & den Eltern danken
für jede Stunde die sie dir geschenkt

endlich mal die Fakten Realität akzeptieren
Schlüsse draus ziehen die alle verstehen

ertragen dass die Schüler von einst
dir das Wasser reichen wollen können

für alles Gute & gegen
das Böse sein

mit den Erwartungen leben die in dich
gesetzt & sie erfüllen so gut es geht

hinnehmen dass Regeln für jeden gelten
selbst wenn unklar wer sie aufgestellt

mit den Leuten sprechen
die Kritik geübt an dir

den Forschern heute glauben
die 1967 gesagt Jugend ist unpolitisch

die Rechnung zahlen
auch wenn man dich schlecht bedient

Du musst doch …
die Konventionen wahren

Muss ich Wirklich
EINEN SCHEIß MUSS ICH

Später … später

Das Wissen
an Prokrastination
zu leiden & was
dagegen zu machen wär
hilft so viel hilft so wenig
wie all das andere Wissen

Die Dinge Aufgaben aufzuschieben
selbst wenn ich sie lösen könnte & zwar
extrem lange aufzuschieben
bis es nämlich zu spät sie sich von alleine
erledigt gehört schon immer
zu meinen Verweigerungsarsenal

Meistens nicht das zu tun
was man eigentlich tun wollte na ja sollte
sich davon dafür abzulenken
mit schmerzarmen Späßchen
die kein Mensch braucht führt zu der Frage
ob man noch ganz tacco ist & einem Rat vom Psychodoc

Erst einmal
ANFANGEN
Einfach anfangen