Labor 04 – Ausnahmezustand

Band III der Triologie „Jahresring“

366 Gedichte von Steve Sabor und 366 Zeichnungen von Hans Scheuerecker
733 Seiten, 21,5 x 15,5cm

Auflage
50 nummerierte und signierte Exemplare

Bezug
edition nachtlabor bei technosatz Cottbus, 2004
ISBN 3-9809347-00-5
wenige Restexemplare zum Preis von 120 Euro

Leseproben:

Asyl

Lass mich hier bleiben
zwei drei Tage nur
ganz unbedrängt
in Ruh
Klingel Telefone aus
alle Türen Fenster zu
Getränke bring ich mit
GuteNachtGeschichten auch
Werd kaum stören
Will ja bloß
alleine sein &
trau mich nicht
Trau mir selber
selten übern Weg
Eine Seele anverwandt
soll wachen in der Näh

Ausgangspunkt

Wir sind heut so weit
wie wir vor Jahren warn
Drei Schritte vor sind drei zurück
Keine Besserung in Sicht
Mag ja bitter klingen
in Deinen Ohren
Ich finde HIER
ist ein schöner Ort
Die Lage
hat sich nicht
verschlimmert & das
will was heißen
Wir haben gewonnen
jede Menge
an Erfahrungen
die uns nichts nutzen
Viel gesehen Glück
gestreift Gefahr geahnt
Ein paar Dinge
ausprobiert
Und Spaß
hat sie auch gemacht
stellenweise die hektisch
schnelle Reise im Kreise

Eine Konstante

Die Orte handelnden Personen
Erklärungen wechseln
austauschbar
Es zieht sich
weißer Faden auf blauem Grund
durch dreißig entgleiste Jahre
dieser Hang zum Irrsinn
Von allen möglichen Varianten
die unsinnigste nehmen von
Entscheidungen treffen
nicht zu reden
Das machten sie allein
oder andere für uns
Wir staunten dann meist schlecht
Was man von hier & heute
nicht mehr auseinander kriegt
Gerieten die Dinge
außer Kontrolle immerzu
weil wir permanent
unter Drogen oder
nahmen wir die
um den Steptanz
der uns abverlangt im
Theater Absurd zu bieten
mit einer gewissen Leichtigkeit
Schließlich waren auch
Umstürze dabei Kriege & viele
die auf der Strecke blieben

Explosion

Kaum hab ich
mir Drogen verboten
strahlen Sterne wieder hell
leuchten Farben intensiv
Klingen Lieder dunkel
wie für mich gemacht
Baun sich Gedanken auf
vom Grund
Schmecken Früchte süßer &
Niederlagen bittrer
Brennen Blicke tief
wie Schmerzen
Riechen Wälder Meere
Blumen Frauen frischer
lechzen Sinne nach Erbeben
der Geist nach Ruh
ist die Welt
so dicht dran
dass sie nicht mehr
zu ertragen

Frommer Wunsch

Am ersten Tag
des Jahres im
Salon wie immer
die vertraute Runde
Maler Sänger Dichter
Tänzerin Magiere
Künstler jeder Art
Sie heben
Champagnerkelche
2003 vorbei
Komplett verrückt Wenigstens
haben am Ende die Amis
den Irren aus Tikrit gefangen &
geldfreie Maler ein paar
Bilder verkauft
Sagt Einer
Wird das Neue
nicht schlechter
als das Alte
bleibt alles gut
Nein Der Dichter lacht
Besser Besser muss es werden
Wir wollen
unseren Lohn

Unsere Aufgaben

Wir müssen Realitäten
schaffen nicht
anerkennen
Dem Unsinn
widerstehen
durch Sinn
Hoffen noch wo
jeder Glaube längst
verloren
Sagen was zu sagen
ist Uns selbst Ohne
Rücksicht auf Verluste
Die Verhältnisse klären
Sie oder Wir In der Not
ist Mittelweg der Tod
In Feuern härten
die anderen viel
zu heiß
Letzte Wahrheiten noch
ertragen Feiern auch
auf Gräbern
Wandern zwischen Welten
einen Kompass unbeirrbar
im Gepäck
Weise werden &
gut wenn es
an der Zeit
Aufgeben erst
hält das keiner mehr
für möglich

Wochenenden sollen so beginnen

Geweckt
von dem Gefühl
Geschlafen hast du
jetzt genug Steckst voller Kraft
jede Minute mehr Vergeudung wär
Ein warmer Körper
nackt im Bett
der nichts will nichts muss
außer nah
an mir zu sein
Alle Pflichten
sind vergessen
Auftraggeber
bin heut ich Gleich nach
dem Frühstück geht es los
Werd mir
was Gutes tun
Doch vorher nochmal
umgedreht Schöner wird
der Tag nicht mehr